Statement zur Testpflicht auf ToBRFV („Jordanvirus“)

Einigen von euch wird aufgefallenen sein, dass wir im Herbst unser Tomaten/Chili-Saatgutangebot nicht freigeschaltet haben und dieses Jahr nicht die Sortenvielfalt an Tomaten- und Chili-Jungpflanzen anbieten, wie wir es in den letzten Jahren getan haben.

Das hat einen besorgniserregenden Grund. Seit dem 01.09.2023 gilt eine neue EU Verordnung, nach der jeder Betrieb, der Tomaten- oder Paprika/Chili-Saatgut in Umlauf bringt bzw. aus eigenem Saatgut Pflanzen zieht, um diese zu veräußern, sein Saatgut zuvor auf das ToBRFV („Jordanvirus“) testen lassen muss.
Dies betrifft allerdings nur Pflanzenpass-pflichtige Betriebe. Dazu gehören u.a. Betriebe, die Pflanzenmaterial versenden und/oder an Wiederverkäufer verkaufen. Da wir beides machen, fallen auch wir unter diese Regelung.Hier in Hessen kostet die Testung des Saatguts ca. 230 ¤ pro Sorte. Uns wurde zwar angeboten, unser Saatgut in Chargen à 25 Sorten testen zu lassen (was die Kosten etwas senken würde), aber insgesamt würden diese zusätzlichen Kosten, die Kultur vieler Sorten unrentabel machen.
Hinzu kommt, dass wir von vielen Sorten nur geringe Stückzahlen kultivieren und somit nur geringe Mengen an Saatgut produzieren bzw. zukaufen. Für die Testung wird aber eine Mindestmenge an Saatgut gefordert. Das bedeutet, dass wir teilweise das drei- bis vierfache an Saatgut zukaufen müssen, um dann zwei Drittel davon, nur für die Testung, wieder abzugeben.

Nach gründlicher Überlegung haben wir uns entschieden dieses Jahr nur Sorten anzubieten, für die wir Saatgut aus bereits getesteten Quellen beziehen können. Die anfallenden Zusatzkosten für die Testung und das zusätzliche Saatgut wären einfach nicht tragbar gewesen.
Wir sehen diese strenge Umsetzung der Testpflicht besonders für kleine Betriebe mit einer großen Sortenvielfalt sehr kritisch. Denn sie wird nicht nur dazu führen, dass sich Betriebe durch die hohen Zusatzkosten gegen die Kultur eines vielfältigen Sortiments entscheiden werden (viele Sorten werden dadurch nach und nach komplett verschwinden!), sondern es wird sie ggf. auch in finanzielle Schwierigkeiten bringen.

Wir haben versucht für viele der Sorten, dessen Kultur durch diese Regelung für uns unrentabel geworden ist, Ersatzsorten mit ähnlichen Eigenschaften zu finden. Leider war das nicht bei allen Sorten möglich.Wir hoffen, dass sich die Lage im Laufe des Jahres nochmal etwas zu Gunsten der kleinen Betriebe ändern wird und wir in der kommende Saison wieder unsere gewohnte Sortenvielfalt anbieten können.

Wenn ihr Fragen zu der Thematik habt oder vielleicht selber betroffen seid, könnt ihr uns gerne schreiben.

Katharina & Konstantin